Haben Sie sich auch schonmal gefragt, was die Muster auf den farbenfrohen Perserteppichen bedeuten? Oder sich beim Anblick des filigranen Musters in die Geschichten von 1001 Nacht hineinversetzt gefühlt? Vielleicht haben Sie sich auch noch nie Gedanken darüber gemacht, sind jetzt aber neugierig, was die besonderen Teppiche zu erzählen haben. Hier erklären wir Ihnen, ob die Muster auf Perserteppichen überhaupt eine Bedeutung haben und helfen Ihnen, die verschiedenen Elemente des Knüpfmusters zu verstehen.
Teppichmuster sind unglaublich vielfältig und erzählen besonders auf Orientteppichen, chinesischen Teppichen und Perserteppichen Geschichten aus lange vergangenen Zeiten und überliefern Traditionen. Daher sind Perserteppiche sogar inzwischen in der Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Die Herstellung erfolgt heute noch nach alten Überlieferungen überwiegend im Iran, dem früheren Persien.
Der Iran war mit der Seidenstraße schon früher eine bedeutende Brücke zwischen Ost und West. Auch die Perserteppiche nehmen diese Rolle ein, denn häufig sind traditionelle Teppiche in Einrichtungen des Westens wiederzufinden und wurden als Geschenke aus dem Nahen Osten mitgebracht. Die Teppichproduktion ist heute noch einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Irans. Auf Grund ihrer Beliebtheit und dem Export in die Westliche Welt, werden jedoch immer weniger traditionelle Muster verwendet. Moderne Designs und optische Überlegungen stehen besonders für die Export-Teppiche im Vordergrund.
Bei einer Reise in den Iran sollte man unbedingt die Teppichknüpfereien besuchen und sich von der aufwendigen Handarbeit in den Bann ziehen lassen. Teppichknüpferfamilien sind über den ganzen Iran verteilt und jede Region hat ihre Besonderheiten. So kann man oft schon am Muster oder an der Art der Verarbeitung erkennen, woher ein Teppich stammt. Doch schauen wir uns zunächst an, wie ein Perserteppich hergestellt wird.
Geübte Teppichknüpfer schaffen ungefähr 8.000 bis 12.000 Knoten pro Arbeitstag. Das klingt zwar viel, doch ein Perserteppich besteht aus Millionen von Knoten. Daher ist die Arbeit an einem Teppich sehr zeitintensiv. Für einen 300 cm x 400 cm großen handgeknüpften Teppich werden zum Beispiel 600 Arbeitstage gebraucht.
Die typische Einheit, mit der im Iran die Qualität von Teppichen gemessen wird, ist Raj. Die Einheit Raj gibt im Prinzip wieder, wie dicht die Knoten geknüpft sind oder wie viele Knoten pro Quadratmeter enthalten sind. Je mehr Knoten, desto hochwertiger und edler ist der Teppich.
Um das Muster exakt knüpfen zu können, wurde es früher per Hand auf Musterplatten vorgezeichnet. Diese Musterplatten wurden dann nachgeknüpft. Inzwischen werden die Teppichmuster meist digital erstellt und ausgedruckt.
Wussten Sie, dass persische Teppiche vom Meisterknüpfer signiert werden? Die handgewebte Signatur befindet sich meist am äußeren Rand auf der Oberfläche. Der Name des Knüpfers wird auf Arabisch in den Teppich geknüpft. Dadurch lässt sich auch Jahrhunderte später erkennen, von wem der Teppich gemacht wurde, vergleichbar mit einem Markennamen. Seltene Teppiche von Meisterknüpfern sind oft hart umkämpft und steigen damit ständig in ihrem Wert.
Persische Teppiche wurden nicht nur in den berühmten Teppich-Städten des Irans geknüpft, sondern überall im Land. Nomadenstämme, Dörfer, städtische Knüpfereien und Hofmanufakturen entwickelten ihre eigenen Traditionen, Muster und Herstellungsverfahren. Diese Traditionen bestanden und bestehen nebeneinander her und spiegeln die lange und reiche Geschichte des Irans und der dort ansässigen Völker wider. Teppiche können so grob nach gesellschaftlicher Schicht und Herkunftsort eingeteilt werden.
Je nach Herkunftsort haben die Perserteppiche typische Merkmale. Teppiche aus den berühmten Hofmanufakturen der Safawiden in Isfahan sind besonders vielfältig und reich an Farben und haben schöne künstlerische Muster. Die safawidischen Motive stammen aus dem 16. Jahrhundert und beeinflussten die Hofmanufakturen der Nachbarländer. Im gesamten Perserreich wurden die Muster immer wieder geknüpft und weiterentwickelt.
Die Städte Täbris, Kerman, Maschad, Kaschan, Isfahan, Nain und Ghom sind heute noch weltberühmt für ihre Teppichmanufakturen. Hier kamen und kommen unterschiedliche Techniken, Materialien, Farben und Muster zum Einsatz. Die Teppiche aus diesen Städten und Marktzentren sind immer noch sehr begehrt wegen ihrer hohen Qualität, edlen Materialien und filigranen Muster.
Nomaden und Einwohner ländlicher Dörfer verwendeten kräftigere und gröbere Muster und vereinfachten die Figuren teilweise stark. Auch Perserteppiche dieser Herkunft sind heutzutage immer noch weltweit beliebt, da sie als die authentischsten und traditionsverbundensten Teppiche des Iran angesehen werden.
Versteht man also die Geschichte hinter den vielfältigen Teppichen aus dem alten Persien, kann man verstehen, woher die Faszination mit ihnen kommt. Mit dem Verständnis, wofür bestimmte Muster und Symbole stehen, lassen sich faszinierende Einblicke in die Geschichte gewähren. Vor dem 20. Jahrhundert konnte man anhand des Designs ziemlich genau auf das Land, die Stadt oder das Dorf schließen, in dem der Teppich geknüpft wurde. Durch die kommerzielle Expansion und den ansteigenden Teppichexport mit dem 20. Jahrhundert verbreiteten sich die Muster jedoch weltweit und sagen bei neueren Teppichen weniger über seine Herkunft aus. Gerade das macht die alten Perserteppiche so beliebt und wertvoll.
Um die Bedeutung von Knüpfmustern zu verstehen, muss man sich zunächst die verschiedenen Elemente und Designs eines Teppichs anschauen. Hier nehmen wir Sie mit auf einen kleinen Basis-Kurs in Sachen Teppichdesign.
Das Layout ist das Zusammenspiel von Motiven und Symbolen, also das komplette Arrangement. Motive sind die dominierende Dekoration des Teppichs, während das Symbol ein einzelnes Element im ganzen Arrangement darstellt.
Außerdem unterscheiden sich bei einigen Orientteppichen die Muster des Mittelfeldes eines Teppichs und der Umrandung oder Teppichrands. Hieran lassen sich die Teppiche ebenfalls klassifizieren.
Das Medaillonmuster ist besonders bekannt und wurde in Persien entwickelt. Es besteht entweder aus einem großen Medaillon in der Mitte oder aus mehreren mittelgroßen Medaillons, die in der Mitte des Teppichs zu einer Linie aufgereiht sind. Medaillons werden auch gerne in den Ecken platziert. Eine Variante ist der Spiegelteppich. Hier ist der Rand dekoriert, aber die Mitte (bis eventuell auf ein Medaillon) leer.
Das All-Over-Layout war früher sehr häufig. Hier fällt der Rand weg und das gleiche Muster erstreckt sich über den gesamten Teppich.
Beim Teppich mit Feldermusterung werden unterschiedliche Felder mit einer Vielzahl an Motiven oder einfach Farben gefüllt. Der Gabbeh Teppich ist ein typisches Beispiel hierfür. Die unterschiedlichen Felder werden beim Gabbeh Teppich mit geometrischen Mustern gefüllt.
Eine weitere Variante sind Bilderteppiche. Diese sind seltener. Sie sind meist sehr luxuriös und zeigen naturnahe Szenen.
Das geometrische oder rektilineare Design ist das älteste. Es ist am einfachsten darzustellen und wurde schon im 11. Jahrhundert von den Seldschuken verwendet. Selbst Tiere ließen sich mit geometrischen Formen abbilden.
Das florale oder kurvilineare Design ist runder, harmonischer und künstlerischer. Vögel, Pflanzen und Früchte wurden oft strak stilisiert und sind deshalb teilweise schwer zu erkennen. Das Gartenmuster oder Cheti ist eine Sonderform, da es das florale Design mit der Feldmusterung kombiniert. So sehen die Teppiche aus wie eine Gartenanlange von oben. Die Bachtiar-Teppiche sind dafür ein gutes Beispiel.
Das dritte Design ist das naturnahe oder figurale Design. Hier werden Menschen oder Tiere so realistisch wie möglich dargestellt. Naturnahe Darstellungen finden sich auf traditionellen Perserteppichen jedoch seltener.
Die Bedeutung der Symbole war früher selbstverständlich und wurde als Teil der Teppichtradition von Generation zu Generation überliefert. Heutzutage geht deren Bedeutung leider immer weiter verloren und Teppiche werden eher nach optischen Überlegungen als nach der traditionellen Bedeutung geknüpft. Nicht nur die einzelnen Figuren, auch die Ornamente hatten im Orient eine wesentliche Bedeutung. Hier haben wir die häufigsten Figuren und Ornamente der Perserteppiche mit ihrer Bedeutung aufgelistet.
Das Hexenauge oder die Raute ist ein uraltes Amulettsymbol, das vor dem bösen Blick schützen soll. Teppiche mit diesem Muster wurden in Privaträumen oder Gästeräumen verwendet. Im Laufe der Zeit wurde das Hexenauge stark vereinfacht und zeigt sich jetzt in Form unterschiedlicher Rauten.
Der Lotus kommt eigentlich aus der Hindu-Religion und dem Buddhismus, wurde aber im gesamten Nahen Osten verteilt. Das Symbol steht für Reinheit und Wiedergeburt und wurde bald zu einem zarten, vierblättrigen Ornament reduziert.
Vögel treten in allerlei Variationen auf. Sie waren häufig Teil von Familienteppichen, da sie Heirat, Treue du Familie symbolisieren.
Das Boteh Motiv ist auch unter dem Namen „Paisley“ bekannt. Es wurde mit Fruchtbarkeit und Langlebigkeit in Verbindung gebracht und findet sich besonders häufig auf Kerman Teppichen.
Das Kamel ist als bedeutendstes Lasttier des Orients ebenfalls häufig auf Teppichen zu finden. Es steht für Stärke, Segen und Durchhaltevermögen.
Herati ist ein Rosetten Symbol, dass als All-Over-Layout oder als Medaillon verwendet wird. Die Rosette befindet sich innerhalb eines Diamanten, der von Fischen oder Blüten umgeben ist. Es steht für Fruchtbarkeit und Wohlstand.
Der Wasserkrug findet sich häufig auf religiösen Teppichen als Zeichen der Reinheit oder auf öffentlichen Teppichen als Zeichen der Gastfreundschaft.
Die Palmette ist in der Architektur gut erkennbar, auf Teppichen ähnelt sie jedoch eher einer nach außen gebogenen Vase. Sie wird häufig als Symbol oder Ornament verwendet, die Deutung ist jedoch unklar. Typisch ist die Palmette für Täbris-, Isfahan oder Kerman-Teppiche.
Die Pfingstrose kam eigentlich als Symbol des Frühlings aus der Ming-Dynastie und wurde ein Zeichen der Macht. Zu der Zeit war die Teppichproduktion jedoch stark im Aufschwung und so kam die Pfingstrose in alle Teile Asiens und des Nahen Ostens und wurde auch auf Perserteppichen verwendet.
Chartschang ist eine persische Krabbe. Sie setzt sich aus einem großen, ovalen Hauptmotiv und einem breiten Muster zusammen. Es hat Ähnlichkeit mit dem Palmettenmuster der Safawidenzeit und könnte davon inspiriert sein.
Das Minah Chani Muster ist typisch für Teppiche aus Waramin und deutet auf eine Herkunft aus dieser Region hin. Es besteht aus angeordneten Blüten, die durch Linien verbunden sind und eine kleinere Blume in der Mitte haben.
Ein typischen Randmotiv ist der Kufi-Rand. Die Ornamente sind meist weiß auf rotem Grund und ähneln der arabischen Schrift. Der Kufi-Rand wird deshalb oft für eine Inschrift gehalten, ist aber ein Muster.
Der Lebensbaum steht für Gesundheit und Leben.
Das Schah Abbasi ist ein sehr schönes Motiv, das meist in der Mitte verwendet wird und aus gruppierten Palmetten zusammengesetzt ist. Es deutet auf eine Herkunft aus Kaschan, Isfahan, Maschad oder Nain hin.
Das Sil-e Sultan Motiv ist noch sehr jung. Teppiche mit diesem Motiv können erst aus dem 19. Jahrhundert oder neuer sein. Es besteht aus zwei übereinander gestellten Vasen, die mit blühenden Zweigen oder Rosen geschmückt sind.
Andere typische Muster und Motive mit teilweise unklarer Bedeutung sind Sterne, der achtarmige Stern, das Griechische Kreuz oder Tatzenkreuz, Swastika, Trauerweiden, Rosetten aller Art oder weitere florale und geometrische Elemente.
Abschließend schauen wir uns noch die verschiedenen Arten von Perserteppichen an. Je nach Muster und Art können Perserteppiche in diese Arten unterteilt werden. Dadurch gibt das Design häufig Rückschluss auf den Herstellungsort und die damit verbundenen Traditionen. Mit Ihrem nun angeeigneten Wissen über die unterschiedlichen Designs von Perserteppichen und der Bedeutung der Symbole, wird es Ihnen sicherlich leichter fallen, die Teppicharten unterscheiden zu können.
Abadeh – Teppiche sind robust und haben ein sechseckiges Mittelmedaillon.
Ardebil – Teppiche sind ebenfalls robust, relativ erschwinglich und alltagstauglich.
Afshar – Teppiche haben geradlinige Muster und wurden geknüpft von ehemaligen Nomaden. Sie sind heutzutage wieder sehr beliebt.
Bachtiar – Teppiche haben Gartenmotive, inspiriert von den persischen Gärten.
Bidjar – Teppiche sind geknüpft aus festem Flor. Sie wurden nach kurdischer Art geknüpft.
Gabbeh – Teppiche sind simpel und elegant und für diese Eigenschaften sehr bekannt.
Typische Ghaschghai – Teppiche gibt es nur in rotbraun. Sie wurden an horizontalen Webstühlen geknüpft.
Teppiche aus Ghom sind sehr luxuriös. Sie sind aus Naturseide hergestellt.
Hamadan – Teppiche haben verschiedene Farben und Muster.
Heriz – Teppiche sind bekannt für große, opulente Mittelmedaillons.
Kerman – Teppiche haben florale Muster. Kerman ist die bekannteste und höchst-angesehenste Teppichregion.
Teppiche aus dem Teppichzentrum Isafahn sind perfekt für Sammler. Es sind sehr feine Teppiche, die aus einer berühmten Hofmanufaktur stammen.
Teppiche aus der Stadt Keschan haben einen guten Ruf und spiegeln die alte Tradition der Teppichknüpfer-Stadt wider.
Koliai – Teppiche sind robust und stark. Sie wurden von Kurden geknüpft.
Maschad – Teppiche stammen aus dem gleichnamigen heiligen Ort, der berühmt ist für seine Teppichknüpfereien. Sie haben verschiedene Muster.
Moud – Teppiche werden vom berühmten Herati-Muster und von Gartenmotiven verziert.
Nahavand – Teppiche sind typischerweise in rot und blau gehalten.
Nain – Teppiche sind sehr bekannt, da sie aus einem typischen Zentrum für die Teppichknüpferei kommen. Sie haben ein auffallendes Design.
Senneh – Teppiche haben geometrische Muster und kommen aus der Provinzhauptstadt Kurdistans.
Schiraz – Teppiche sind typische Nomadenteppiche. Sie wurden hergestellt zwischen den Ruinen des antiken Persepolis und sind damit etwas ganz Besonderes.
Täbriz – Teppiche haben ein Mittelmedaillon und filigrane Muster. Sie kommen aus einer traditionsreichen Stadt für Teppichknüpfer.
Nun sind Sie ein richtiger Teppichexperte! Sie wissen nun bestens Bescheid über die Herstellung, Geschichte und die verschiedenen Typen von Perserteppichen. Auch mit ihrem Design und der Bedeutung der Knüpfmuster kennen Sie sich jetzt bestens aus. Was ist ihr Lieblingsmuster? Lassen Sie es uns gerne in den Kommentaren wissen.